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Hier findet Ihr aktuelle Berichte über die Reserver-/Reserve-/Reservermannschaft des VfL Potsdam. Über weitere wichtige Details oder auch völlige Nebensächlichkeiten des Mannschaftslebens der "Dritten" kann man sich informieren unter:
Der Bruderzwist, oder: Theater bei der Dritten
Die Geschichte von Kain und Abel, eine Geschichte von Liebe und Eifersucht, von Bruderliebe und Brudermord gehört zu den spannendsten Texten der Bibel. Der VfL Potsdam III, eigentlich bekannt für großes Kino, bringt diese Geschichte nun auf die Theaterbühne. In den Hauptrollen: Die Zwillingsbrüder Marc (als Kain) und Jan (als Abel) Thiele. Nebenrollen: Jan Schubert als Schubi, Alexander Haase als Alex, die Dritte als die Dritte und Checo Frank Hanisch. Als Gott.
1. Akt, Die Kindheit. Eine Stadt Namens Genthin in einem Land Namens DDR. Eine grüne Wiese. Die Sonne scheint. Abel (Jan) hüpft mit einem kunterbunten Gummiball glücklich umher.
Abel (Jan, schießt den Ball zwischen zwei Bäumen hindurch): Tor! Schon wieder! Welch Glück! Ich übe und übe und kann gar nicht genug von diesem großartigen Sport bekommen! Wenn ich groß bin, werde ich ein berühmter Fußballer! Die Menschen werden mich besingen und meine Ballfertigkeit bewundern! Gib Abel den Ball, wird es heißen. Bei dem sitzt jeder Schuss! Ach, ich bin so glücklich!
Kain (Marc, betritt die Wiese): Brüderchen, her mit der Kirsche!
Abel (Jan): Du meinst den Ball? Niemals! Unsere geliebte Mutter schenkte ihn mir allein. Er ist mein Ein und Alles. Meine Aussicht auf ein besseres Leben!
Kain (Marc, nimmt ihn in den Schwitzkasten und rubbelt den Kopf): Brüderchen, ich sag´s nicht noch mal. Her mit der Kirsche!
Abel (Jan, leidend): Oh weh! Welch Schmerz! Ich kann es nicht ertragen. So nimm ihn doch! Er ist jetzt Dein! Aber was ist mit meiner Karriere als berühmter Fußballer? Meiner Hoffnung auf ewiges Glück?
Kain (Marc): Kannst Du vergessen! Hier, versuch´s damit (Er gibt ihn einen kleineren Ball, einem Handball ähnlich).
Abel (Jan, traurig): Dieser Ball eignet sich nicht zum Schusse, sondern nur zum Wurfe. Was soll ich damit? Etwa Handball spielten? (Weint, und läuft in den Wald).
Kain (Marc, nimmt den Fußball und drischt ihn sinnlos in die Gegend. Schubi, ein schwarz gelockter Jüngling joggt in der Hoffnung auf eine große Schwimmkarriere gerade eine Extrarunde. Er läuft genau in die Schusslinie des Balles, wird am Kopf getroffen und bleibt schmerzverzerrt liegen. Kain verdreht die Augen): Wohin ich auch blicke: Alles Schwächlinge!
2. Akt, Das Training. 30 Jahre später. Eine Sporthalle am Luftschiffhafen Potsdam an einem Donnerstagabend. Es spielt JUNG gegen ALT Fußball. ALT führt (wie immer) haushoch. Kain und Abel spielen bei Team ALT.
Alex: Abel, ab in die Abwehr. Ich bin hier allein der Stürmer.
Abel (Jan, frustriert): Abwehr, Abwehr, immer nur Abwehr. Alex, mein hochverehrter Kapitän, warum darf ich nicht in den Sturme? Zum Angreifer fühle ich mich berufen! Ich bin bereit für Tore! So lass es mich doch versuchen!
Alex: Nein Abel! Das Spiel mit dem Ball am Fuße gehört zu Deinen Stärken nicht! Bleibe, wo Du bist und gib mir die Kirsche! Ich trage sie in das ferne Tor hinein.
Abel (Jan, beleidigt): Ich gebe ihn Dir aber nicht. Der Ball ist mein. Und lasse Dir eines gesagt sein, oh Kain: Vor Deinem Rubbeln am Kopfe habe ich keine Angst mehr!
Kain (Marc, pfeift kurz): Jetzt ist erstmal Halbzeitpause! Begleite mich geschwind in die Umkleidekabine, Brüderchen! Ich möchte Dir, äh, etwas zeigen.
Abel (Jan): Etwa neue Turnschuhe? Federleichte Fußbekleidung, die mich auf meinem Wege zum ewigen Ruhme als Stürmer begleitet?
Kain (Marc, verdreht die Augen): Äh, na klar, Brüderchen (Auf dem Weg in die Kabine nimmt er einen Fußball und drischt ihn sinnlos durch die Halle. Schubi, inzwischen ein graumelierter Enddreißiger von Team JUNG läuft genau in die Schusslinie des Balles, wird am Kopf getroffen und bleibt schmerzverzerrt liegen. Kain verdreht die Augen): Alles Schwächlinge!
3. Akt, Die Tat. Gleiche Stelle. Ein paar Minuten später. Kain kommt allein in die Halle zurück. Die Hände sind rötlich gefärbt. Er wirkt bedrückt.
Das Hallenlicht flackert auf einmal. Eine unsichtbare Stimme ertönt.
Gottes Stimme: Kain! Kain!
Kain (Marc): Diese Stimme. Wo kommt sie nur her?
Gottes Stimme: Kain! Wo ist dein Bruder Abel?
Kain (Marc): Was weiß ich? Bin ich denn der Hüter meines Bruders? (Kain schaut dabei auf den Boden)
Gottes Stimme: Warum schaust Du so auf die Erde? Warum schaust Du nicht nach oben? Hast Du etwa ein schlechtes Gewissen? Wenn Du kein schlechtes Gewissen hättest, könntest Du aufrecht stehen und offen nach oben sehen.
Kain (Marc): Ach lass mich in Ruhe. Was soll dieses Gerede?
Gottes Stimme: Kain, Du weißt genau, was Du getan hast! Ich habe entsetzliche Schreie aus der Umkleidekabine gehört. Du hast große Schuld auf dich geladen!
Kain (Marc, plötzlich verzweifelt): Oh weh! Ich hatte böse Gedanken in mir. Ich war so wütend. Ich habe gehofft, wenn Abel weg ist, geht es mir gut. Aber... es geht mir nicht gut. Es geht mir schlecht. Es geht mir schlechter als vorher! Ich habe etwas getan, was ich nicht rückgängig machen kann. Abel ist tot. Ich habe meine Bruder erschlagen! An meinen Fingern klebt Blut!
Gottes Stimme: ....aber an Deinen Fingern klebt doch gar kein Blut. Nur Erdbeermarmelade! Deinen Bruder hast Du auf dem Klo eingesperrt und anschließend die Finger in ein Marmeladenglas getunkt. Ich vermute mal, Du wolltest damit die Spieler der gegnerischen Mannschaft einschüchtern.
Kain (Marc): Ja, Du hast Recht, Gott! Ich gebe es zu. Ich wollte doch nur Schaden abwenden für Team ALT. Abel als Stürmer - Du weißt was ich meine. Was soll ich nur tun?
Gottes Stimme: Laufe hin und lasse ihn frei!
Kain (Marc): Ja, ich eile schon und lass ihn frei! Geliebtes Brüderchen, ich komme! Ich befreie Dich! Und Du sollst auch Deinen kunterbunten Gummiball wiederhaben! Ich liebe Dich!
Gottes Stimme: Oh Mann, was für Spinner. So viel Elend auf der Welt, ich muss mich mit so einem Mist herumschlagen.
4. und finaler Akt. Das Spiel. Vergangenen Samstag. Der VfL Potsdam III in weiteren Nebenrollen mit Toralf Vietze und Karsten Bukow im Tor, Stefan Jäger, Daniel Böhm, Björn Rusch, Matthias Bartels, Steffen Runge, Martin Seidler und Jens Pichotta gewinnt gegen den Tabellenzweiten aus Trebbin 47:21. Die Thiele - Brüder vertragen sich einigermaßen, werfen zusammen 15 Tore und haben plötzlich andere Sorgen (siehe Foto). Wen hat der Co-Trainer der Nationalmannschaft da wohl gerade in seinem Notizbüchlein für die WM 2019 vermerkt?